Oberflächennahe Geothermie für kommunales Wärmenetz

Die Stadtwerke Bad Nauheim versorgen über ein kaltes Wärmenetz rund 400 Wohneinheiten mit Erdwärme (Kollektoren).

Bewertung der Best Practice

THG Einsparungen:

★★★ 1 Stern = 0-3 Mt CO2-Äquivalente
2 Sterne = 3-6 Mt CO2-Äquivalente
3 Sterne = >6 Mt CO2-Äquivalente

Einfache Umsetzung:

★☆☆ 1 Stern = >3 involvierte Akteure
2 Sterne = 1-2 involvierte Akteure
3 Sterne = Nur komm. Politik/Verwaltung

Wirtschaftlichkeit:

★★☆ 1 Stern = Rentiert sich nicht für die Kommune, aber Empfänger:innen profitieren finanziell
2 Sterne = Rentiert sich nach langer Zeit (>15 Jahre)
3 Sterne = Rentiert sich nach kurzer Zeit (<15 Jahre)

Weitere Vorteile:

Ja

Öffentliche Wirkung:

Akzeptanzförderung

Ausgangspunkt

Bad Nauheim

34005 Tsd Einwohner:innen

 

 

Sektor Wärme

Die Stadtwerke Bad Nauheim versorgen über ein Kaltes Nahwärmenetz rund 400 Wohneinheiten mit Erdwärme. Mithilfe von Kollektoren, die in 1,5 m und 3 m Tiefe im Boden eingelassen sind, wird Erdwärme aufgenommen und über unterirdisch verlegte Leitungen zu den Gebäuden transportiert. Dort angekommen sorgen Wärmepumpen für einen Temperaturanstieg für Heizung und Warmwasser. Im Sommer kann das System zur Kühlung der Gebäude genutzt werden. 

THG Einsparungen ★★★ 1 Stern = 0-3 Mt CO2-Äquivalente
2 Sterne = 3-6 Mt CO2-Äquivalente
3 Sterne = >6 Mt CO2-Äquivalente

Durch den Einsatz von Wärmekollektoren werden fossile Wärmequellen verdrängt. Das Umweltbundesamt (2022) hat für die Maßnahme (Dekarbonisierung bestehender Fernwärmenetze und Ausbau grüner Wärmenetze durch die Erschließung erneuerbarer Wärmequellen) im Rahmen des Teilberichts “Klimaschutzpotenziale in Kommunen” ein THG-Einflusspotenzial von bis zu 6,55 Mt CO2e. errechnet.

Einfache Umsetzung ★☆☆ 1 Stern = >3 involvierte Akteure
2 Sterne = 1-2 involvierte Akteure
3 Sterne = Nur komm. Politik/Verwaltung

Die Umsetzung erfolgte als Verbundsprojekt der Stadtwerke Bad Nauheim, der Enisyst GmbH, der Consolinno GmbH und verschiedener Universitäten und Hochschulen, die das Projekt wissenschaftlich begleiteten. Da es sich um ein Neubaugebiet handelt, entfielen zeitaufwendige Nachbesserungen der Gebäude sowie Befragungen der Anwohner:innen. (Nichtsdestotrotz kann Erdwärme auch in Bestandsgebieten sinnvoll eingesetzt werden, s. ergänzende Beispiele.)

Wirtschaftlichkeit ★★☆ 1 Stern = Rentiert sich nicht für die Kommune, aber Empfänger:innen profitieren finanziell
2 Sterne = Rentiert sich nach langer Zeit (>15 Jahre)
3 Sterne = Rentiert sich nach kurzer Zeit (<15 Jahre)

Das Projektvolumen aller sechs Partner betrug rund 6 Mio. Euro, die Stadtwerke Bad Nauheim allein investierten rund 3,2 Mio. Euro innerhalb der vier Baujahre. Das angeschlossene Forschungsprojekt wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit rund 4 Mio. Euro gefördert.  Zukünftige Kosten entstehen unter anderem durch die Wartung der Wärmepumpen in den Wohnhäusern, die von den Stadtwerken Bad Nauheim übernommen wird. 

Weitere Vorteile
Ja

Den ca. 400 Haushalten des Neubaugebiets entstehen einmalige Kosten für den Anschluss an das Kalte Nahwärmenetz, die Wärmepumpen werden von den Stadtwerken Bad Nauheim installiert, betrieben und gewartet. Die Anwohner:innen profitieren unmittelbar von einer verlässlichen, lokalen Wärmeversorgung und konstanten Wärmepreisen.

Öffentliche Wirkung
Akzeptanzförderung

Das Projekt wurde öffentlichkeitswirksam mit dem ZfK-Nachhaltigkeitsaward und VKU-Innovationspreis ausgezeichnet. Zum Zeitpunkt der Einweihung (2020) handelte es sich um Deutschlands größten Erdkollektor. Der (potenziell) günstige und konstante Wärmebezug für Anwohner:innen schafft Anreize und Akzeptanz für den Ausbau erneuerbarer Wärme.

Weitere Beispiele

Im Landkreis Celle wird derzeit eine kommunale Wärmeplanung über Gemeindegrenzen hinaus erarbeitet. Die integrierte Wärmeplanung wird für jede Gemeinde individuelle, für sie zugeschnittene Aspekte enthalten, darüber hinaus jedoch auch übergreifende Maßnahmen, wie etwa die gemeinsame Planung von Geothermieprojekten. (Stand April 2024: in Umsetzung) 

https://www.govshare.org/praxisbeispiele/interkommunale-warmeplanung-5a41a

In Weida (Thüringen) werden drei Plattenbauquartiere mit über 1.140 Wohneinheiten im Bestand über ein neu verlegtes Nahwärmenetz mit innovativer Kraft-Wärme-Kopplung versorgt. Ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk der neuesten Generation wurde mit einer Wärmepumpe gekoppelt, die ihren Energieeinsatz aus 180 m tiefen Erdsonden speist, welche in einen Bolzplatz, eine Grünfläche und einen Parkplatz eingelassen wurden. 

https://www.thueringer-energienetze.com/Einblicke/Service_und_Leistungen/TEAG/Waerme/Waerme_Weida

 

Quellen

https://www.stadt-und-werk.de/meldung_34626_Erdkollektor+f%C3%BCr+kalte+Nahw%C3%A4rme.pdf

https://www.energie-experten.org/projekte/kalte-nahwaerme-fuer-bad-nauheim-sued