Ausgangspunkt
Hannover
548000 Tsd Einwohner:innen
Sektor Wärme
Anfang des Jahres 2024 ist das Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) in Kraft getreten. Demnach sind alle deutschen Kommunen verpflichtet, bis Juli 2026 (> 100.000 Einwohner:innen) bzw. bis Juli 2028 (< 100.000 Einwohner:innen) eine kommunale Wärmeplanung vorzulegen. Es geht jedoch nicht nur um die Geschwindigkeit, sondern auch um inhaltliche Standards, die es zu beachten gilt. Hier brauchen wir höhere Ambitionen, als es das Bundesgesetz vorsieht.
Wenngleich also alle Kommunen eine Wärmeplanung erstellen müssen, kann dennoch zwischen „guten“ und „weniger guten“ Wärmeplänen unterschieden werden. Die Stadt Hannover hat ihre Wärmeplanung bereits 2023 abgeschlossen. Kern ist die Einteilung in voraussichtliche Wärmeversorgungsgebiete für Wärmenetze und Quartieree mit dezentraler Versorgung. Besonders gelungen ist die interaktive Karte, die je Quartier viele Details bezüglich Energieversorgung und CO2-Emissionen in der Gegenwart und Zukunft darstellt.
Die Wärmeversorgung mit Wasserstoff wurde für Hannover frühzeitig ausgeschlossen. Außerdem wird Bürger:innen davon aberaten, in eine neue Gasheizung zu investieren.
THG Einsparungen
Der Wärmeplan der Stadt Hannover schafft die nötige Grundlage für den Ausbau erneuerbarer Wärmequellen und -netze sowie für die schrittweise Abkehr von klimaschädlichen, auf fossilen Brennstoffen basierenden Heizungsanlagen.
Berechnungen zum THG-Einsparpotenzial bei Umsetzung in allen deutschen Kommunen stehen derzeit noch aus.
Einfache Umsetzung
Zu Beginn stand der kommunale Beschluss zur Durchführung der Wärmeplanung. Bei der aufwendigen Umsetzung wurde die Stadt Hannover vom Energiedienstleister enercity unterstützt, welcher über mehrere Jahre hinweg die erforderlichen Daten sammelte und aufbereitete. Darüber hinaus wurden öffentliche Beteiligungsverfahren organisiert und ausgewertet.
Wirtschaftlichkeit
Die Entwicklung des kommunalen Wärmeplans beanspruchte in erster Linie personelle Ressourcen. Langfristig profitiert die Stadt aber selbst von einem klaren Investitionsfahrplan in erneuerbare Wärme, denn während der Preis für Gas steigen wird, sinkt er für regenerative Wärme.
Weitere Vorteile Ja
Die frühzeitige Bereitstellung eines Wärmeplans schafft Orientierungshilfe und Planungssicherheit für Verbraucher:innen und Energieunternehmen. Anhand der interaktiven Wärmekarten können Bürger:innen sich darüber informieren, welche Heizungsart sich für ihr Gebiet am besten eignet. So brauchen z. B. Haushalte, die an dezentrale Wärmenetze angeschlossen werden, keine eigenen neuen Heizungsanlagen mehr anzuschaffen, wenn ihre alten Anlagen die gesetzlichen Bestimmungen nicht mehr erfüllen. Grundsätzlich gilt, dass Fern- und Nahwärme in Ballungszentren eine kostengünstige und verlässliche Wärmelösung darstellt.
Öffentliche Wirkung Akzeptanzförderung
Die frühzeitige Planung und damit verbundene Sicherheit für Verbraucher:innen schafft Akzeptanz für den Ausbau erneuerbarer Wärmequellen, ebenso wie die umfangreiche Beteiligung der Öffentlichkeit.
Weitere Beispiele
Der Landkreis Lörrach zeigt eindrucksvoll, dass auch Gemeinden und kleinere Städte mit einer interkommunalen Wärmeplanung einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Viele Gemeinden weisen Wärmebedarfe auf, die sie mit einer eigenen erneuerbaren Energieversorgung kaum bedienen können. Gleichzeitig gibt es Gebiete mit Potenzialen zur klimaneutralen Energiegewinnung, die nur ausgeschöpft werden können, wenn über die eigenen Gemarkungsgrenzen hinausgegangen wird.