Viele Emissionen, die wir in der Kommune verursachen, werden durch die Sektorenmaßnahmen abgedeckt. Das betrifft die Emissionen, die direkt vor Ort entstehen, also v.a. durch Verbrennung von Gas und Öl bzw. Kraftstoffen, solche die durch die Bereitstellung der Energie entstehen (v.a. durch die Kohleverstromung) oder prozessbedingte Emissionen (z.B. in der Industrie, Landwirtschaft oder im Abwasser). Emissionen, die außerhalb des Gebiets entstehen (in diesem Fall Deutschland), werden nicht miteingerechnet.
Gleichzeitig führt unser Konsum dort, wo die Konsumwaren hergestellt werden, zu Emissionen. Für einen ganzheitlichen Beitrag zur Reduktion des Energiebedarfs bzw. der Emissionen müssen wir daher auch die Konsumgüter genauer unter die Lupe nehmen, die zwar nicht bei uns in der Kommune direkte Emissionen verursachen, aber durch ihre Vorketten- bzw. Lebenszyklus-Emissionen (Herstellung, Transport, Entsorgung) wichtig sind.
Sektormaßnahmen wie die Themen Energieverbrauch oder Mobilität sind hiermit nicht gemeint und finden sich im Bereich Sektormaßnahmen.
Was kann die Verwaltung tun?
Hier ist die Kommune gefordert den Bürger:innen möglichst klimafreundliche Konsummöglichkeiten zu ermöglichen. Es geht also darum, Strukturen zu schaffen, mit denen die Wahl für eine klimafreundliche Mobilität oder eines klimafreundlicheren Produkts leicht fällt. Darüber brauchen wir bspw. bessere Reparaturangebote und auch Orte, die die Möglichkeit bieten nicht konsumieren zu müssen.
Die Verwaltung hat dafür mehrere Instrumente in der Hand. Sie kann bspw. über die Wirtschaftsförderung nachhaltiges Wirtschaften in der Kommune unterstützen, bei der Stadtplanung Sharing-Konzepte und qualitative Aufenthaltsflächen mitdenken und unterschiedliche Räume (z.B. Leerstand) rund um’s Reparieren oder regionalen und nachhaltigen Konsum (z.B. Repair-Cafés, Regionalläden Gebrauchtwarenläden) unterstützen. Wenn die Infrastrukturen für ressourcenleichten Konsum von den Institutionen bereitgestellt werden, kann sich jede:r leichter für emissionsärmere Waren bzw. Dienstleistungen entscheiden.
Gleichzeitig bleibt die Kommune in ihrer Vorbildfunktion in der Verantwortung, z.B. durch die Umstellung des eigenen Konsums, z.B. durch die Umstellung der eigenen Verbräuche wie kommunaler Fuhrparks und kommunale Beschaffung.
Umstellung des öffentlichen Konsums
- Umstellung der Gemeinschaftsverpflegung (große Kantinen der kommunalen Einrichtungen, Schulen und Universitäten) auf pflanzlichere und regionalere Ernährung, Informationen z.B. im Beschaffungs-Leitfaden für Kommunen und öffentliche Einrichtungen (Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Hessen 2022)
- Durchführung von Programmen bzw. -kampagnen für gesunde, klimafreundlichere Ernährung, z.B. Unterstützung regionaler Wochenmärkte oder vegetarische Stadtfeste
- Umstellung der kommunalen Beschaffung
Nachhaltiges Wirtschaften ermöglichen
- Kommunale Wirtschaftsförderung nachhaltig aufstellen: Die lokale Wirtschaft kann einen wichtigen Beitrag bei kommunaler Einsparung von Treibhausgasen leisten. Hierfür muss Wirtschaftsförderung nachhaltig ausgerichtet sein, um Unternehmen bei ihren Klimaschutzaktivitäten zu unterstützen und ökologische Innovationen anzustoßen. Gute Beispiele hierfür sind die Wirtschaftsförderung Bornheim oder die Wirtschaftsförderung in Braunschweig
- Förderung von Strukturen zur Ermöglichung von klimafreundlicherem Konsum in der Kommune, z.B. für Reparatur-Infrastruktur (z.B. Repair-Cafés), Regionalläden, Gebrauchtwarenhäuser oder stadtnahe ökolgische Landwirtschaft, bspw. über die Bereitstellung kommunaler Flächen und Ladenlokale, z.B. in Leerständen oder durch Stadtmarketing o.ä. (Wirtschaftsförderung 4.0)
Was können Unternehmen und Privatpersonen tun?
Klimaneutralität ist ein politischer Prozess, der durch politische Rahmenbedingungen vorgegeben wird. Nichtsdestotrotz tragen auch individuelle Konsumentscheidungen zur Reduktion von Treibhausgasen bei. Auch hier gilt es die Vorketten- bzw. Lebenszyklus-Emissionen bei Konsumentscheidungen zu beachten und möglichst zu reduzieren.
Bei Privatpersonen führen grundsätzlich Bestrebungen der Abfallvermeidung (reduce, reuse, recycle) zu einer Reduktion der Energieaufwendung und der Emissionen.
Unternehmen können im Bereich nachhaltiger Konsum z.B. folgendes tun
- Umstellung der Beschaffung und Lieferketten in den Unternehmen
- Umstellung der Gemeinschaftsverpflegung (wenn vorhanden) auf pflanzlichere und regionalere Ernährung
- Engagement für Klimaschutz und Emmissionseinsparungen durch Selbstverpflichtungen und Commitment gemeinsam mit anderen Schlüsselakteuren in der Kommune
- BMUV 2022: Nachhaltiger Konsum
- Michael Kopatz: Ökoroutine.
- KERNiG, DStGB 2020: Kommunen gestalten Ernährung. Neue Handlungsfelder nachhaltiger Stadtenwicklung
- Umweltbundesamt 2022: Nachhaltiger Konsum: Zusätzliche Klimaschutzpotenziale ermittelt
- Umweltbundesamt 2022: Wider die Verschwendung